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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 136

1861 - Stuttgart : Hallberger
136 Seiten hin zu erweitern und bedrohten besonders Deutschland. Schon im Jahre 1529 war Sultan Soleimann, ein gewaltiger Krieger, bis nach Wien vorgedrungen und hatte die Stadt hart bedrängt,' allein an der geistigen Ueberlegenheit und Wachsamkeit des Herzogs Philipp von Bayern, der mit einer Besatzung von nur 16,000 Mann Wien vertheidigte, scheiterte des Sultans Kriegsglüä. Nach- dem er 30,000 seiner besten Krieger vor den Mauern der Stadt verloren hatte, hob er die Belagerung auf, und Alles mit Feuer und Schwert verwüstend, zog er sich nach Ungarn und von da in sein Reich zurück. In noch größere Bedrängniß wurde Wien versetzt, als die Tür- ken den 14. Juli 1683 unter dem Großwessir Kara Mustapha die Stadt abermals belagerten. Die Festungswerke waren in schlech- tem Zustande; es fehlte an Mundvorrath, an Geschütz, und die Be- satzung zählte blos 10,000 Mann, die jedoch unter ihrem wackern Commandanten, Gras Rüdiger von Stahremberg muthig und unverdrossen stritten. Als aber die Noth ans das Höchste gestiegen war, eilten die Kurfürsten von Bayern und Sachsen, der König von Polen und der Herzog von Lothringen mit einem Heere von 84,000 Mann herbei, schlugen die Türken und eroberten ihr Lager mit einer Menge von Schätzen und Kriegsbedürfnissen, wie dies in den nachfolgenden Gedichten umständlicher erzählt wird. 55. Die Befreiung Wiens. 1683 den 13. Sept. 1. Ein Falke späht vom Felsennest so weit, so weit in's Land, Er späht nach Ost und späht nach West, hinab, hinauf den Strand. 2. Der Falke ist Gras Stahremberg hoch auf dem Stephansthurm; Doch Türken nur und Türken nur sieht nahen er zum Sturm. 3. Da rief im Zorn er kummervoll: „Die Noth, die klag'ich Gott. „Daß ihr mich so verlassen habt, dem argen Feind zum Spott! 4. „Nun pflanz' ick auf den Stephansthurm die heil'ge Kreuzessahn', „Ihr Sinken klag' den Christen all', daß wir dem Falle nah'n. 5. „Und stürzt die Fahn' vom Stephansthurm, dann stehe Gott uns bei! „Dann decke sie als Leichentuch den Stahremberger frei." 6. Der Sultan rief dem Stahremberg: „„Bei Allah! hör' mein Wort, „„Die Fahne stürzt vom Stephansthurm, den Halbmond pflanz' ich dort. 7. „„Ich mache Wien zur Türkenstadt, Sankt Stephan zur Moschee, „„Entreiß'das Kind der Mutterbruft, bring' Allen Leid undweh.""

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 139

1861 - Stuttgart : Hallberger
139 14. „Eure Väter, die Gefang'nen, mordete der Türke hier, „Ihr, die liebsten aller Schätze, kommt, ihr Armen, kommt zu mir." 15. Als der Bischof dies gesprochen, milde und voll heil'ger Ruh': Liefen froh dreihundert Kinder ihrem neuen Vater zu. 16. Und von dannen gieng der Bischof, der der Armuth sich vermählt, Mit der-Beute, die er siegend aus den Schätzen sich erwählt. Von nun an begann die Macht der Türken zu sinken. Treff- liche Feldherrn, wie Herzog Carl von Lothringen, Max Ema- nuel, Kurfürst von Bayern, vor Allen aber Oesterreichs großer Held, Prinz Eugen von Snvoyen, führten die Christen von Sieg zu Sieg. Schrecken kam über Constantinopel, als die Nachricht einlief, daß der Kurfürst von Bayern das für unüberwindlich ge- haltene Belgrad erstürmt habe, und Eugen's glorreiche Siege bei Zeutha, bei Peterwardein und bei Belgrad belehrten die stolzen Osmanen, daß die Zeit ihrer Herrschaft und Macht vor- über sei. 57. Der spanische Erbfolgckrieg. Glücklicherweise genoß Deutschland nach dem Abschlüsse des westphälischen Friedens längere Jahre Ruhe, um sich von den Schreck- nissen des Krieges erholen zu können. Allein auf einmal riß der raubsüchtige König Ludwig Xiv. von Frankreich, mitten im Frie- den, ' die Stadt Straßburg von Deutschland ab und verwüstete die Gegenden der Rheinpfalz, um, wie er sagte, Frankreich durch eine Wüste zu decken. Kaiser Leopold I. hatte zu gleicher Zeit mit den Türken, die zum zweiten Mal Wien belagert hatten, blutige Kämpfe und mußte daher den Franzosen die gemachten Eroberungen größtentheils überlassen. Er schloß deshalb mit Ludwig einen 20jäh- rigen Wassenstillstand, der indeß bald durch den spanischen Erb- folgekrieg unterbrochen wurde. Der König von Spanien, Karl Ii., war nämlich kinderlos ge- storben und hatte aus Betreibung des ränkevollen französischen Kö- nigs dessen Enkel Philipp zu seinem Nachfolger ernannt. Allein Kaiser Leopold glaubte als Verwandter des verstorbenen Königs gerechtere Ansprüche aus Spanien zu haben und machte diese sofort auch geltend. Hiedurch entstand ein schwerer Krieg, in welchem Bayern zu Frankreich hielt, wodurch der Kriegsschauplatz abermals nach Deutschland verlegt wurde. Nach zwölfjährigem Kampfe wurde endlich Friede geschlossen und bestimmt: daß Philipp Spanien be- halten, dagegen aber Belgien, Mailand, Neapel und Sar- dinien an Oesterreich abtreten solle. f

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 137

1861 - Stuttgart : Hallberger
137 8. Der Sultan und der Stahremberg die sprachen fürder nicht; Denn mit dem eh'rnen Feuermund das Feldgeschütz nun spricht. 9. Ach Stephan! heil'ger Gottesmann! sie warfen dich einst todt, Wie bringen sie nun, ach! dein Haus durch manchen Wurf in Noth! 10. Jetzt ist. o Wien! dein bester Schild des Stahrembergers Brust; Wie trifft so gut sein scharfes Sckwert, wie schwingt er es mit Lust! 11. Und neben ihm steht Kollonits, ein Bischof, gottersüllt. Deß' milde Hand die Schmerzen all' der wunden Helden stillt. 12. Die Fahne auf dem Stephansthurm wohl sechzig Tage stand, Es hielt sie fest der Stahremberg mit seiner treuen Hand. 13. Die Fahne auf dem Stephansthurm, zu wanken fängt sie an: Was hilft, ach Gott! ein wunder Mann, wenn hundert Feinde nah'n? 14. Die Fahne auf dem Stephansthurm, sie wankt, sie sinkt, sie bricht; „Nun helf' uns Gott," ruft Stahremberg, „denn länger halt ich's nicht!" ' 15. Der Türke ruft in stolzer Lust: „„Allah! der Sieg ist dein! „„Gefallen ist die Kaiserstadt! der Kaiserthron ist mein!"" Iti. Von Hörner- und Trompetenschall tönt plötzlich da ein Klang: „Heil Kollonits, Heil Stahremberg!" so ruft ein Schlachtgesang. 17. Es tönt so froh und tönt so hell, als gieng's zu Tanz und Wein: „Das ist die deutsche Ritterschaft von Elbe, Main und Rhein." 18. Es tönt so stark und tönt so tief wie Sturm am Felsenthor! Von Oestreich rückt die Heldenkraft, der Leu von Bayern vor. 19. Es tönt wie wilde Meeresffuth, die hoch zum Strand sich hebt, Sobiesky ist's, der Polenfürst, ein Held, der ewig lebt. 20. Der Türke rauft im Grimm sein Haar, von Rachedurst entbrannt, Und mordet die Gefang'nen all' mit kalter Mörderhand. 21. Nun eilt, ihr Helden, eilt herbei, zum Kampf so hart und heiß; Zu retten heut' die Christenheit, das ist des Kampfes Preis. 22. Ein Feuer war das Chriftenheer, von heil'gem Muth entbrannt, So brach es auf die Türken ein, ein Blitz von Gott gesandt. 23. Der Lotharinger stritt voran, die Polen folgten nach; Doch keiner zählt die Helden all' von jenem Ehrentag. 24. Die Türken standen muthig erst, sie wichen bald zurück, Dann brach das Feuer durch sie durch, zu Rauch ward da ihr Glück.

4. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 221

1855 - Mainz : Kirchheim
221 gerte. Plündernd und mordend ergoss er sich über die eroberte Stadt und schonte Niemanden, der mit Waffen ihm begegnete. Das Elend erreichte die höchste Stufe, als plötzlich nach Falkenberg’s An- ordnung am alten Ring in einem Bause dicht neben der Apotheke, wo eine grosse Menge Pulver aufbewahrt war, Feuer ausbrach, das, durch zerstreutes Pulver genährt, rasch um sich griff. In derselben Stunde brannte es an mehreren Orten. Das klägliche Bild der durch Schwert und Feuer verwüsteten Stadt vermochte der Sieger Tilly nicht zu ertragen. Er durchritt die Stadt nach allen Richtungen und zwang die Soldaten durch Ver- sprechungen und Drohungen, abzulassen vom Morden und die Flamme zu löschen. Dem Pater Silvius, einem geachteten Kloslergeistlichen, um den sich das Volk, weil durch das weisse Gewand leicht bemerk- bar, Schutz suchend schaarte, rief er französisch zu: «Mein Vater, rette, befreie, enlreisse, soviel du kannst, dem Verderben.» Und er selbst stieg ab vom Pferde und hob einen Knaben auf, der an der Brust der entseelten Mutter lag, sprechend: «Das sei meine Beute!» Thränen benetzten des greisen Kriegers Angesicht. Allein alle seine Be- mühungen, die Stadt zu retten, scheiterten an dern Wahnsinne der Mag- deburger. Das verzehrende Feuer hatte bereits alle Schranken durch- brochen und nicht mehr konnte man es bewältigen. Das Traurigste dabei war, dass die Ruinen nicht blos Jene begruben, die aus Furcht vor dem Feinde ihre Wohnungen zu verlassen sich nicht getrauten, sondern auch Jene, die in den Kellern und tiefsten Verstecken der Häuser sich geflüchtet hatten; und wohin das Feuer nicht dringen konnte, dorthin fand der Qualm Zutritt und die fürchterliche Hitze, die selbst die Geschütze schmolz. In wenig Stunden fanden beinahe 25,000 Menschen ihren Tod, und die übrig gebliebenen 5000 suchten des Siegers Schutz, der ihnen auch gewährt wurde. Dass von den rohen und erbitterten Soldaten viele Gräuel in der re- bellischen Stadt begangen worden sind, bleibt wahr. Unwahr und eine Erfindung späterer Zeit aber ist es, dass Tilly das Morden und Brennen gebilligt oder gar befohlen habe. Nach den hist, polit. Blättern. 26. Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683. Die Türken, diese ehemals so mächtigen Feinde der Christen, zogen im Jahre 1683 mit einer ungeheueren Heeresmacht durch Un- garn und belagerten Wien. 200,000 Mann unter den Befehlen des Großveziers Kara Mustapha umgaben in einem Umkreis von sechs Stunden die Vormauer der Christenheit. Der Anzug dieser Schaaren und die Einschließung der Stadt geschah mit solcher Eile, daß der Kaiser Leopold I. nur mit Noth nach Linz ssüchten konnte. Der tapfere Commandant zu Wien, Graf von Stahrem- berg, vertheidigte die Stadt mit großem Heldenmuthe und wurde von den Bürgern kräftig unterstützt. Alle Angriffe und Stürme der Türken wurden zurückgeschlagen. Die Türken beschossen die Stadt fürchterlich und sprengten einen Theil der Mauern durch Pulver- minen. Dennoch kamen ste nicht in die Stadt, desto schrecklicher miß- handelten sie das Land: 50,000 Kinder, 6000 Männer, 11,000 Weiber und 51,000 Jungfrauen schleppten sie aus Oesterreich als Gefangene nach der Türket. Die Noth in der Stadt wurde immer

5. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 223

1855 - Mainz : Kirchheim
223 In vier darauf folgenden Türkenkriegen legte er mit seinen Drago- nern so großen Ruhm ein, daß ihn der Kaiser zum Feldmarschall ernannte. Eugen war ein tapferer Soldat und ein frommer Christ. Nie wollte er sich über Andere erheben. Mitten im Kugelregen stand er so ruhig, als säße er an seinem Schreibtische. Menschenblut hielt er für heilig und nicht einen Mann opferte er unnütz auf. In den Hospitälern sah er täglich selbst nach den Kranken, und fragte sie, ob ihnen etwas abgehe, und wehe den Wärtern und Aerzten, wenn die Klagen der Kranken begründet gefunden wurden! War Zahlungötag, so erhielt jeder Soldat pünktlich sein Geld, sollte Eugen auch aus seiner Kaffe vorstrecken müssen. In den Winterquartieren verschaffte er seinen Soldaten alle möglichen Bequemlichkeiten und Erholungen. Für diese Sorgfalt ward er auch als Vater von ihnen geliebt. Ge- wöhnlich schlief er nur drei Stunden, den Rest der Nacht benutzte er zum Studiren oder er betete. Das Aeußere dieses großen Mannes siel nicht sehr auf; doch hatte sein kleiner Körper viel Gewandtheit, sein Auge viel Feuer, seine Haltung war heldenmäßig, seine Stimme männlich, stark, und im Gespräche faßte er seinen Mann scharf in's Auge. Er hatte schwarze Haare, schwarze Augen und eine lange Nase, die immer mit Spaniol gefüllt war, weßhalb er seinen Mund offen hielt, um athmen zu können. Sein schwarzes Haar wurde früh grau, und da trug er eine große Alongeperücke nach dem Geschmacke des Zeitalters. Im Sommer 1716 rückten die türkischen Schaaren an der Do- nau herauf und Prinz Eugen ihnen entgegen. Bei Peterwardein trafen sie sich. Eugenius zog in die Schanzen ein, die er im Jahre 1697 hatte auswerfen lassen, und schon in einer der folgenden Nächte warfen die Türken ihre Bomben in sein Lager in solcher Menge, daß er vor Ungeduld den Morgen nicht erwarten konnte. Kaum war es Tag, so rüstete er sich und brach dann mit Macht hervor, und schon die erste Schlacht gewann er. 30,000 Türken lagen todt auf dem Schlachtfelde, und unter ihnen der Großvezier. Ungeheure Beute war des Sieges Preis und die Einnahme von Temeswar. Immer noch lag's in seiner Seele, was das Lied sagt: Er wollt' dem Kaiser wied'rum geben Stadt und Festung Belgarad. Das hatte er ja übrig gelassen im früheren Kriege und wollte es nun nachholen. Der Feldzug von 1717 begann, und Belgrad zu nehmen, ehe der neue Großvezier heranrückte, war seine Absicht. Der Großvezier hatte 200,000 Mann in der Nähe; aber er wollte die Christen erst durch Mangel und Seuchen in dem unge- sunden Lande sich erschöpfen lassen, ehe er käme, sie zu vernichten. Als darum Eugenius die Stadt schon tüchtig beschossen hatte und eben stürmen wollte, nahte das ungeheure Heer. Der Türke hatte gut ge-

6. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 357

1855 - Mainz : Kirchheim
357 mit berühmten Kirchen, Kunstsammlungen und Denkmalen der Vorzeit. Zu Unteritalien gehört das Königreich Neapel mit der Insel Sicilien. Darin: Neapel, Hauptstadt, am Meere in einer herrlichen Gegend, unweit des Vesuvs, mit 450,000 E. Palermo mit 170,000 E., Hauptstadt auf der Insel Sicilien. 54. Das Königreich Griechenla nd (868 Q. M., 1,114,000 E., die sich großentheils zur griechischen Kirche bekennen) ist seit 1829 von der Türkei getrennt. Dieses Land hat ein mildes Klima und einen vortrefflichen Boden, der aber noch nicht genug angebaut ist. Es besteht aus dem festen Land und vielen Inseln. Das im Alterthum berühmte Athen mit 25,000 E. ist die Haupstadt des Landes. Nauplia, Lepanto, Navarin und Patras sind neu aufblühende Städte. — An der Westseite Griechenlands liegen die jonischen Inseln. Sie stehen unter englischem Schutze und haben zur Hauptstadt C orfu auf der gleichnamigen Insel. 55. Die europäische Türkei (8000 Q. M., 9- Millionen E., Muhamedaner und Christen) ist ein warmes, sehr fruchtbares, aber schlecht angebautes Land. Die Bewohner des Landes sind Domä- nen oder Türken, Griechen und Slaven. Die Hauptstadt des Lan- des ist Konstantinop el mit 600,000 E.; sie liegt in einer sehr- schönen Gegend am Meere, besteht aber großentheils aus schlechten Straßen und elenden Häusern. Konstantinopel ist die Residenz des türkischen Kaisers oder Sultans und durch ihre Lage an zwei Mee- ren und an der Gränze zweier Erdtheile eine der wichtigsten euro- päischen Städte. Adrianopel, 130,000 E., eine bedeutende Handelsstadt; Sophia in Bulgarien, Salonik in Makedonien, Belgrad an der Donau. Unter türkischer Hoheit stehen die nörv- lich von der Donau liegenden Fürstenthümer Moldau mit der Hauptstadt Jassy und Wallachei mit der Hauptstadt Buka rest. 56. Das Kaiserreich Rußland ist eine weite Ebene und das größte Reich Europas. Es umfaßt 97,000 Q. M. mit 58 Mill. E., welche sich größtenteils zur griechischen Kirche bekennen. Im Norden ist es sehr kalt; die ganze Erdoberfläche ist eigentlich eine gefrorne und morastige Wüste. Mittelrußland hat fruchtbaren Bo- den und ungeheuere Waldungen; Südrußland hat viele baumlose, grasreiche Steppen, welche von Nomaden und ihren zahlreichen Heerden belebt werden. Die Einwohner sind Slaven, Finnen, Tartaren und Einwanderer. Petersburg an der Newa mit 480,000 E. ist die Haupt- und Residenzstadt. Lange breite Straßen, weite Plätze, schöne Häuser, prachtvolle Paläste, Denkmäler und Kirchen zieren diese jüngste und vielleicht schönste unter den europäi- schen Hauptstädten. Moskau mit 300.000 E., alte Hauptstadt des Reiches, nach dem Brande von 1812 wieder neu aufgebaut. Außerdem sind zu bemerken: Die Handelsstädte Archangel am weißen Meere und Odessa am schwarzen Meere. Warschau an der Weichsel mit 136,000 E., Hauptstadt des Königreichs Polen.

7. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 410

1855 - Mainz : Kirchheim
410 Namen „westphälischer Friede" erhielt, im Jahre 1648 zu Stande kam. Groß waren die beiden, die dieser blutige Religionskrieg über unser Vaterland brachte. Armuth, Elend und Rohheit traf man allenthalben im verödeten Lande, auf den Schutthaufen der ehemals blühenden Städte und Dörfer. Fremdlinge hatten sich eingemischt in unsere Angelegenheiten, trugen dazu bei, die Flamme der Zwie- tracht zu nähren, und das arme Vaterland mußte sie dafür mit seinem Gelde und mit seinen schönen Provinzen bezahlen. Denn in jenem schmachvollen Frieden erhielt Frankreich Elsaß und einen Theil von Lothringen, Schweden ° Pommern, die Insel Rügen, mehrere Festungen und fünf Millionen Thaler. Auch das Innere von Deutschland erhielt durch diesen Frieden eine andere Gestalt, indem einigen Fürsten ihre Besitzungen genommen und andern zugetheilt wurden. Die Hauptsache aber, die der westphälische Friede festsetzte, war die Religionsfreiheit, welche den lutherischen und Reformirten gewährt wurde. Da es indessen den Landes- herren frei gestellt wurde, die Religion ihrer Unterthanen zu be- stimmen, so wurde durch diesen Frieden für die wahre religiöse Frei- heit nichts gewonnen. Deutschland nach dem westphälischcn Fvieden. Durch den dreißigjährigen Religionskrieg war die Verfas- sung des deutschen Reiches heftig erschüttert worden, und ihrem völligen Untergang eilte sie nun unaufhaltsam entgegen. Diesen Un- tergang beförderten die Eifersucht Frankreichs auf Oesterreichs Macht, die verheerenden Einfälle der Türken in's deutsche Land, die inneren Kämpfe der Deutschen im spanischen und bayerischen Erbfolgekriege und im siebenjährigen Kriege, und vollendete die Un- terjochung eines Theiles von Deutschland durch Napoleon. Die mißvergnügten Ungarn riefen den Christenfeind, die Tür- ken, zu Hülfe/und 1683 erschien zum allgemeinen Entsetzen der türkische Großvezier Kara Muftapha vor Wien. Der Kaiser übertrug dem tapferen Grafen Rüdiger von Stahremberg die Vertheidigung der Stadt und floh nach Linz. 200,000 Türken schlossen Wien ein, das auf das heldenmüthigste von seinen Bewoh- nern vertheidigt wurde. In der höchsten Noth kam am 12. Sep- tember das christliche Heer der hartbedrängten Stadt zu Hülfe. Es waren die Neichstruppen unter Herzog Karl von Lothringen und die Polen unter ihrem ritterlichen König Johann Sobiesky. Bald flohen die Türken und das reiche Lager fiel in die Hände der Sieger. In dem Türken kriege, der noch fünfzehn Jahre dauerte, zeichneten sich die ruhmgekrönten Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen und Prinz Ludwig von Baden aus, welche in mehreren Schlachten den Türken bedeutende Niederlagen beibrachten. Während diekr Kämpfe mit den Türken wurde Oesterreich

8. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 63

1855 - Mainz : Kirchheim
63 Hund bin, den du neulich in seiner Ermattung sich packen hießest. Ich bitte dich, thue das nicht wieder. Jetzt lebe wohl; ich habe dir gern gedient!" Tief beschämt ging der Europäer in sein Haus. 72. Peter von Szapar. Vor 200 Jahren waren die Türken ein furchtbares Volk. Sie hatten Ungarn beinahe ganz erobert; ein türkischer Pascha komman- dirte in Ofen, ein anderer in Raab, und kein Jahr verging, ohne daß die Türken Raubzüge nach Deutschland und in die Gegenden Un- garns unternahmen, welche ihnen noch nicht untergeben waren. Raub, Mord und Brand waren die Begleiter der wilden Schaaren, und wenn sie einen Christen mit Marter und Tod verschonten, so geschah eö nur, um denselben in die Sklaverei fortzuschleppen. Oft wurden sie aber auch blutig heimgeschickt; die deutschen Oesterreicher ver- leideten den Türken nach und nach ihre Raubzüge, und kamen den Un- garn zu Hilfe, die sich noch für ihr Vaterland und ihren Glauben gegen die Türken wehrten. Einer der heldenmüthigen Ungarn war Peter von Szapar, ein Jüngling von 20 Jahren; aber in einem Gefecht siel er ver- wundet vom Pferde und in die Gefangenschaft eines türkischen Heer- führers, des wilden Hansa Bey. Dieser Unmensch ließ dem ge- fangenen Szapar zur Strafe, daß er so manchen Türken niederge- hauen hatte, 100 Peitschenhiebe auf die Fußsohlen geben, und seine Wunden ließ er nur schlecht verbinden, damit er mehr Schmerzen leiden sollte. Nachdem er ihn genug geschimpft und gequält hatte, schickte er ihn an den Großwessier nach Ofen. Dieser ließ den Sza- par in ein unterirdisches Gefängniß werfen; dort war verschimmeltes Brod seine Nahrung und verfaultes Stroh sein Lager. Als er seinen Leiden bald unterlegen wäre, ließ ihn der Türke in eine bessere Wohnung bringen und seine Wunden pflegen. Das geschah aber nur, damit er ihn zur Sklavenarbeit brauchen oder von den Freunden des Szapar ein größeres Lösegeld erpressen könnte. Als er hergestellt war, mußte er dem Koche des Wessiers als Küchensklave dienen, und Holz, Wasser u. s. w. in die Küche tragen; dabei erlitt er von dem Koche die härteste Behandlung, Beschimpfungen und Schläge, und bekam nur wenige und schlechte Nahrung. Einmal wurde er mit an- deren gefangenen Christen an einen Pflug gespannt, und als er sich widersetzen wollte, mit 50 Hieben auf die Fußsohlen gezwungen. Seine Freunde wollten ihn loskaufen, aber sie konnten die Summe von 30,000 Gulden, welche der Wessier verlangte, nicht aufbringen, und Szapar mußte noch länger in der Gefangenschaft schmachten. Endlich gelang es seinem Freunde, dem Grafen Bathyani, einen vornehmen türkischen Aga gefangen zu nehmen. Diesen wechselte Bathyani gegen den Szapar aus und befreite ihn aus der Gefangenschaft. Er sah einer Leiche mehr ähnlich als einem Menschen; aber nach und nach erholte er sich wieder und nahm an Kräften zu, dann zog er wiedep

9. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 222

1855 - Mainz : Kirchheim
222 größer und am 10. September ward durch eine neue Pulvermine der Riß in der Stadtmauer so groß, daß mehrere Feinde auf einmal ein- dringen konnten. Die abgematteten Vertheidiger und Einwohner er- warteten am 11. angstvoll einen neuen Sturm. Als aber eben die Noth am größten war, am Abend des 11. Septembers, erschien der tapfere Polenkönig Johannes So-, b ieöky mit 12,000 Reitern und 3000 Fußgängern auf der Höhe deö Kahlenberges, und gab den Belagerten seine Ankunft durch drei Kanonenschüsse und viele Raketen zu erkennen. Mit dem polnischen Heere hatte sich auch eine beträchtliche Anzahl Reichstruppen vereinigt. Am 12. September mit Tagesanbruch stieg das Heer von den Anhöhen herab in die Ebene. Sobiesky siel wie ein Sturmwind mit seiner leichten Reiterei über die Türken her und zwang sie nach einem unge- heuren Verluste am Abend das Feld zu räumen. Die Türken flohen in wildester Flucht davon. Sie ließen 20,000 Todte auf dem Schlachtfelde und hatten während der Belagerung schon 30,000 Sol- daten verloren. Das ganze reiche Lager siel in die Hände der Sie- ger, die Kriegskasse mit 2,000,000 Thaler und 300 Kanonen. So- biesky wurde bei seinem Einzug in die freudig bewegte Stadt als Wiens Retter mit begeisterter Liebe begrüßt. Man drängte sich zu ihm, um seine Hand, seine Stiefel, seinen Mantel zu küssen. Ueber diesen Empfang schrieb er an seine Gemahlin: „Der wienerische Statthalter, Graf von Stahremberg, kam mit vielem Volke hohen und niederen Standes mir entgegen; Jedermann hat mich geherzt, geküsset und seinen Erlöser genannt. Auf der Straße erhob sich ein Jubelgeschrei: Es lebe der König! Als ich nach der Tafel wieder hinaus in's Lager ritt, begleitete mich das gemeine Volk mit auf- gehobenen Händen zum Thore hinaus. — Für diesen uns zugesandten höchst vortrefflichen Sieg sei dem Höchsten Lob, Preis und Dank gesagt in Ewigkeit." H e p p. 27. Prinz Eugen. (Geb. 18. Oktober 1663, f 1736.) Bei dem Entsätze Wien's unter Sobiesky zeichnete sich auch Prinz Eugen aus, nachmals kaiserlicher General-Feldmarschall und der größte Held seines Jahrhunderts, der noch setzt im Munde des Volkes lebt. Er war zu Paris geboren, wo sein Vater Eugen Moritz, aus dem Hause Savoyen, die Schweizergarde befehligte. Seine kleine Statur und sein schwächlicher Körperbau schienen ihn nicht für den Kriegsdienst zu eignen. Als Eugen den König Lud- wig Xiv. von Frankreich um die Erlaubniß bat, in kaiserliche Dienste zu treten, wurde er verächtlich entlassen. Leopold, der Kaiser, nahm ihn wohlwollend auf und schickte ihn nach Raab in Ungarn. Hier lernte Eugen den Dienst von unten auf und bewies in allen Ge- fechten die größte Kaltblütigkeit. Nach dem Entsatz Wien's wurde er Oberst eines Dragonerregiments, das lange Ziel seiner Wünsche.

10. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 224

1855 - Mainz : Kirchheim
224 rechnet. Eugen's Heer litt außerordentlich durch Krankheiten und der Feldmarschall selbst lag krank darnieder. Er hatte nur noch 60.000 Mann und seine Reiterei war fast unbrauchbar. Der Groß- vezier wartete noch ein Tartarenheer von 30,000 Mann ab, dann wollte er die Christen in ihrem Lager erdrücken. Schlimmer hatte es noch nicht gestanden um den „edlen Ritter," als setzt, aber Eugenius war Einer von den Männern, deren Muth mit der Gefahr wächst, weil er auf dem festen Grunde des Glaubens ruht. Er raffte sich auf. Er blickte betend nach oben und sein Entschluß stand fest: Sieg oder Tod! — 20,000 Mann ließ er im Lager, um die Be- satzung von Belgrad im Zaume zu halten. Mit den übrigen 40.000 wollte er frischweg den ungeheuer überlegenen Feind an- greifen. In der Nacht' vor der Schlacht schloß er kein Auge. Ueberall im Lager erschien er selbst und redete Muth in die Seelen der Soldaten, die alle neues Leben gewannen, als sie ihn sahen und riefen: „Mit Prinz Eugenius für Gott und Vaterland! Sieg oder Tod!" Hierauf wurde es mäuschenstille im Lager, sä, Prinz Eugenius, begünstigt vom dichten Nebel, würde die Türken über- rumpelt haben, wäre nicht ein Theil seines Heeres auf Türken ge- stoßen, die eine Schanze auswarfen. Jetzt entspann sich der Kampf; er war furchtbar. Als endlich um 11 Uhr am 16. August die Schlacht zu Ende war, sah Eugenius, der seine dreizehnte Wunde in dieser Schlacht erhalten hatte, nichts mehr von der entflohenen tür- kischen Armee — als Todte und Gefangene! Nach dieser schweren Niederlage ergab sich die Besatzung von Belgrad ohne Schwertstreich und zog ab. He pp. 28. Zerstörung Speyers durch die Franzosen 1689. Begebenheit aus dem pfälzischen Erbfolgckrieg. Die Franzosen hatten beschlossen, die Stadt Speyer mit ihrem ehr- würdigen Kaiserdome sollte in den Flammen vergehen. Monetär, der französische General, vertheilte 24 Mann Mordbrenner in die verschiedenen Stadtviertel, aus welchen die^ Bewohner geflohen waren. Die Flammen aller Häuser aus 47 Gassen, in einem Umkreise von 3u Stunden, schlugen himmelhoch in einem allgemeinen Feuermeere zusammen. Des heiligen rö- mischen Reichs uralte freie Stadt Speyer verging unter den Brandfackeln des vierzehnten Ludwigs, den seine Hofleute den Großen nannten, den aber die Tafeln der Geschichte den Menschlichen nicht nennen können. Jetzt war's Mitternacht. Der gluthende Feuerregen dauerte fort und wuchs mit der weitcrschreitenden Flamme. Da floh ein glühender Feuer- brand, den der Wind durch die Luft davontrug, in die Kuppel des Domes, zündete und die Flamme schlug auf. Der ganze Dom war nun ein Feuer- ball. Drinnen sauste der Wind durch die gesprungenen Fenster und jagte die Flamme umher durch die Pfeiler, Gewölbe und Scitenhallen, und draußen senkten sich langsam die Dächer der Chöre und des Langhauses, gleichfalls die beiden Kuppeln und brachen in sich selber zusammen. Die Glockenstühle waren allmälig durchgebrannt, sie wichen aus dem Gefüge, hielten nicht länger, krachten und stürzten sammt den Glocken mit donnern- dem Getöse herab. Der Brand färbte den Himmel auf einen Umkreis von
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